WN, 17.11.2007

Foto: WN/Greife
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Telgte - Der Förderverein der Musikschule wählt am nächsten Mittwoch einen neuen Vorstand. Winfried Heidrich (65), seit Gründung von „Fidelio" im Jahr 1996 an dessen Spitze, gibt seinen Posten auf. Im Gespräch mit unserem Redakteur Roland Greife zieht er eine Bilanz.

Herr Heidrich, elfeinhalb Jahre Vorsitz im Förderverein der Musikschule: Hat sich der Einsatz gelohnt?

Winfried Heidrich: Auf jeden Fall. Wir wollten zweierlei erreichen: einmal die Musikschule in städtischer Trägerschaft erhalten, weil wir sicher waren, dass eine private Trägerschaft Nachteile bringen würde. Und wir wollten auch erreichen, dass die Qualität des Unterrichts auf dem gleichen Niveau bleibt. Auch das ist mit gewissen Einschränkungen gelungen. Dahinter steckt meine Überzeugung, dass Singen und Musizieren ganz wichtig für die Entwicklung des Menschen sind – sowohl intellektuell als auch sozial und emotional. Insgesamt spüre ich Genugtuung und Dankbarkeit gegenüber meinen Mitstreitern und vor allem dem Leiter der Musikschule, Gregor Stewing. Auch die Eltern haben unsere Arbeit akzeptiert und anerkannt.

Hatten Sie zu irgendeinem Zeitpunkt mal ernste Sorge, dass es die Musikschule nicht mehr lange geben würde?

Heidrich: Die Trägerschaft durch die Stadt Telgte war lange kippelig. Es gab Überlegungen, sie in private Trägerschaft zu überführen oder sie aufgehen zu lassen in die Kreismusikschule. Beides ist untersucht worden, und beides hat sich als nicht zweckmäßig erwiesen. Diese Diskussion ist zum Glück entschieden. Seit einigen Jahren ist „Fidelio" als Lobby der Musikschule gegenüber Rat und Verwaltung nicht mehr in dem Maße gefordert wie früher.

Hat im Rathaus nach oft harten Diskussionen über Gebührenerhöhungen und Angebotsbeschneidungen ein Sinneswandel eingesetzt?

Heidrich: Ja, eindeutig. Man muss aber auch sagen, dass die Musikschule in enorme Vorleistungen getreten ist, zum Beispiel durch die Gruppenvergrößerung, die pädagogisch durchaus problematisch ist, und die regelmäßigen Gebührenerhöhungen, die für viele Familien ja zu einer großen finanziellen Belastung geworden sind.

Muss der Förderverein trotzdem wachsam bleiben?

Heidrich: Natürlich. Man weiß ja nie, wie sich die öffentlichen Haushalte entwickeln. Wichtig ist, die Kontakte in die Verwaltung und die Parteien hinein weiter zu pflegen. Man muss im Gespräch bleiben und auch die Öffentlichkeit wach halten. Zurzeit sehe ich aber die Musikschule auf einem guten Weg. Sie läuft hervorragend, bereichert das kulturelle Leben in unserer Stadt und arbeitet sehr eng mit den Regelschulen zusammen, was zunehmend in gemeinsamen Projekten zum Ausdruck kommt.

Wo sehen Sie die künftigen Arbeitsschwerpunkte von „Fidelio"?

Heidrich: Seit längerer Zeit vergeben wir Stipendien an Familien, die sich den Unterricht an der Musikschule sonst nicht leisten könnten. Musikunterricht darf keine Angelegenheit von wenigen Reichen werden, und deswegen kommt man ohne Steuergelder nicht aus. Musikschularbeit muss breit angelegt sein, was nicht ausschließt, dass auch besonders Begabte von uns gefördert werden.

Wir danken der WN-Redaktion für die freundliche Erlaubnis