Musikgarten hat nach langer Pause wieder geöffnet / 33-jährige Sängerin und Musikpädagogin Catrin Hirsch leitet vier Kurse

WN, 2. Juli 2011

Von Bettina Laerbusch

Telgte. Es sind mehr als 30 Grad – doch die Kinder im Klassenraum der 1 b – oben im ersten Stock der Don-Bosco-Schule – juckt das nicht. Sie sind ganz bei sich. Sie gehen im Augenblick auf, in der Musik. Nein, allein sind die Eineinhalb- bis Zweijährigen natürlich nicht. Die Mütter von Lara, Juli, Ida, Franziska, Marie und Lotta sind auch da – und Catrin Hirsch ist es. Die 33-Jährige, selbst Mutter eines eineinhalbjährigen Sohnes, leitet den Musikgarten an diesem Montagnachmittag.

„Ich bin mit dem Kinderwagen durch Telgte gefahren und hab‘ überall Kinder gesehen.”
Catrin Hirsch wundert sich nicht über die hohe Resonanz auf den Musikgarten.

Vier Kurse gibt es nach einer längeren Pause wieder in Telgte. Catrin Hirsch, die im Opernchor des Nationaltheaters Mannheim gesungen hat, Diplom-Gesangspädagogin, Musikpädagogin und lizenzierte Musikgartenlehrkraft ist, leitet alle vier. Der Bedarf sei groß. Überrascht, sagt sie, habe sie das nicht. „Ich bin mit dem Kinderwagen durch Telgte gefahren und hab´ überall Kinder gesehen.“ Gleichzeitig wusste sie, dass es Musikgarten-Kurse in Telgte nicht gibt.

Sie hätte, erzählt sie, auch freiberuflich arbeiten können. Doch durch Zeitunglesen habe sie gemerkt, „wie präsent die Musikschule in Telgte ist“. Das Angebot sei „wahnsinnig für so eine kleine Stadt“.

Catrin Hirsch ist in Mannheim geboren. Sie studierte Musik auf Lehramt in Detmold, Gesang und Gesangspädagogik in Hannover. Drei Jahre war sie am Nationaltheater Mannheim – allerdings nicht fest: Sonst wäre sie wahrscheinlich nicht weggegangen. Seit zwei Jahren lebt die Familie in Telgte – und Catrin Hirsch, das ist sicher, wohnt nicht einfach nur in dieser Stadt, sie ist hier zu Hause. Ihr Mann kommt gebürtig aus Höxter, beide wollten ins Münsterland. Im „Haus der Familie“ in Münster hatte die junge Mutter auch Kurse gegeben – jetzt singt, tanzt, lacht und trommelt sie mit Lara, Marie, Juli und Co. in Telgte.

Brauchen Kinder, die gerade laufen können, schon Musikunterricht? Wer Catrin Hirsch fragt, kriegt natürlich die Antwort: auf jeden Fall. Wobei „Unterricht“ nicht wirklich das richtige Wort für das ist, was sich im Musikgarten abspielt. Die Stunden (exakt sind es jeweils um die 40 Minuten) laufen immer ähnlich ab. „Was machen
wir jetzt? Die Kinder wissen genau, was kommt. Rituale sind wichtig, sie geben Struktur und den Kindern damit Sicherheit. Sonst wären sie überfordert“, sagt die Musikpädagogin. Zu Beginn einer Stunde sitzen die Kinder noch bei ihren Müttern auf dem Schoß. Jedes Kind wird singend mit seinem Namen begrüßt und darf sich wünschen, ob dabei alle in die Hände klatschen, mit den Füßen trampeln oder etwa mit den Fingern schnipsen. Jedes Kind sagt, was es will. Es ist die sechste Musikgartenstunde, die Juli, Lara, Marie, Lotta, Ida und Franziska gerade zusammen erleben. Drei Kinder fehlen heute. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Kinder mitmachen, das Selbstbewusstsein, das sie zeigen, und ihre lustvolle Konzentration – all das ist beeindruckend. Die Welt gehört ihnen.

„Bei Kindern im Alter von eineinhalb, zwei Jahren passiert ganz viel in der Entwicklung. Sie lernen laufen, sie entwickeln sich sensorisch – die Musik unterstützt all das“, erläutert Hirsch. Die Kinder lernen nicht nur, mit einem Löffel umzugehen. Diejenigen, die den Musikgarten besuchen, können auch einen Schlägel greifen und mit dem sensibel oder mit voller Kraft auf eine Trommel schlagen.

Musikschulleiter Gregor Stewing freut sich sehr, dass der Musikgarten so gut angenommen wird.

Lara ist an diesem Nachmittag übrigens nicht nur die Jüngste, sondern auch die Klügste: Die ganze Zeit über hat sie ihre Flasche im Mund oder zumindest in der Hand. Ausreichend Flüssigkeit ist wichtig, wenn es heiß ist! Das weiß sie.

Die Musikgarten-Kurse sind zurzeit ausgebucht, die neuen Kurse beginnen nach der Sommerpause am 19. September. Anmeldungen sind über die Musikschule Telgte möglich:

Telefon 0 25 04/13 266, Fax 0 25 04/13 492, die E-Mail-Adresse lautet Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Wir danken der WN-Redaktion für die freundliche Erlaubnis